20 Fragen an Andreas Martin, CEO der FirstAttribute AG
Anlässlich des 20 jährigen Firmenjubiläums stellen wir Andreas Martin, Gründer und CEO der FirstAttribute AG, 20 Fragen zur Firma, seiner tagtäglichen Motivation und den Ambitionen für die Zukunft.
Wie kam es zu der Idee, die FirstAttribute AG zu gründen?
Im Wesentlichen wollte ich eine neuartige Software entwickeln. Heute würde man wahrscheinlich sagen, das war so etwas wie eine Dropbox.
Die Idee kam aus zweierlei Richtungen: Einmal, weil ich immer selbst Dokumente suchte und nie fand. Und die zweite Thematik war eigentlich eher technologisch getrieben, dass ich eine Idee hatte, wie man das IT-technisch oder Datenbank-technisch machen kann.
Ja, und diese Grundidee hatte ich gewissen Leuten vorgestellt. Die fanden das ganz interessant und dann habe ich beschlossen, eine Firma zu gründen.
Wie kam der Name FirstAttribute zustande?
Da meine Idee technologisch auf Directory Services basierte, kam der Firmenname auf diesem Weg auf. Für die Software sollten letztendlich Mechanismen verwendet werden, die wir aus dem Directory-Service-Bereich kennen.
FirstAttribute, erstes Attribut, ist einfach nur eine Bezeichnung.
„Die Hauptsache ist für mich, etwas besser und effizienter zu machen.“
Andreas Martin
Wie würden Sie sich mit einem Wort selber beschreiben?
Mit einem Wort? Das ist jetzt schwierig.
Mein Ansatz ist immer, etwas Neuartiges zu schaffen. Also, das Wort “neuartig” könnte man sagen. Das ist mein grundsätzlicher Antrieb.
Warum gibt es Ihr Unternehmen, was ist das eigentliche Bestreben dahinter?
Um etwas Neuartiges zu schaffen, um eine Idee zu verwirklichen, das ist der eigentliche Zweck.
Was sind Ihre liebsten Aufgaben in der Firma?
Wenn ich über etwas Neues nachdenken kann und die Zeit dazu habe. Und wenn ich diese neuartigen Sachen mit irgendjemandem bespreche, am liebsten mit Kunden oder Kollegen.
Was hätten Sie vor 20 Jahren gemacht, wenn die Spezialisierung auf Active Directory kein Erfolg gewesen wäre?
Jetzt muss man sich zurückversetzen ins Jahr 2000, als die Internetblase geplatzt war. Ich hatte meine Software-Idee kurz zuvor verschiedenen Firmen vorgestellt. Die fanden das auch alle sehr interessant, wollten auch alle Geld dazugeben. Dann hieß es auf einmal nach der Dotcom-Blase: “Wir müssen Millionen abschreiben. Wir haben momentan keine Zeit, uns um neue Ideen zu kümmern.”
Nachdem meine ursprüngliche Idee also wortwörtlich zerplatzt war, gab es nur zwei Optionen: entweder aufzuhören oder sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
Das heißt, dieser Wechsel in 2001, sich auf Active Directory und Consulting zu konzentrieren und Migrations- und Transition-Projekte zu machen, war im Prinzip schon die Veränderung.
Technologisch war ich schon immer bei dem Thema Directory Services, aber ob es dabei um Active Directory oder nur die Technologie dahinter ging, war zweitrangig.
Hätten Sie sich auch eine alternative Berufswahl vorstellen können?
Ja. Ich habe parallel einen Drehkolbenmotor entwickelt, weil ich gesagt habe, das muss irgendwie effizienter gehen. Letztendlich geht es mir darum, etwas Neuartiges zu schaffen, sowie bessere und einfachere Technologien zu verwenden.
Insofern ist mein Antrieb nicht die IT alleine – die IT ist relativ neu und man kann vieles machen, insofern würde ich auch gerne neuartige und nachhaltige Häuser bauen. Die Hauptsache ist für mich, etwas besser und effizienter zu machen.
Was macht die FirstAttribute erfolgreich?
Das wir so nett sind. [lacht]
Grundsätzlich arbeiten wir in der FirstAttribute als Team zusammen, das heißt, wir verstehen unsere Kunden als Partner und bauen so eine Vertrauensbasis auf.
Letztendlich geht es ja um die Menschen in den Firmen, die dahinter sind, und dass man gemeinsam erfolgreich ist.
Was motiviert Sie täglich?
Täglich? Der Kaffee! [lacht]
Das klingt erst einmal relativ banal: Ich möchte etwas schaffen, und ich habe natürlich eine gewisse Verantwortung. Im Prinzip bleibt dir nur die Möglichkeit, geradeaus zu gehen.
Ich will immer beides: Etwas Neues schaffen, und auf der anderen Seite auch die Verantwortung tragen. Das eine treibt dich voran, das andere tut dich ein bisschen bremsen. Aber Hauptsache ist, dass man Spaß hat, an dem was man tut.
Wie überwinden Sie Momente des Zweifels?
Ich versuche herauszufinden, warum ich Zweifel habe und was man daraus lernen kann.
Was ist die bedeutendste Lektion, die Sie als Unternehmer gelernt haben und einem Startup mit auf den Weg geben würden?
Es kommt alles anders, als man denkt. Und man sollte schnell dazulernen.
Wenn man eine Firma führt, muss man der Zeit immer ein paar Schritte voraus sein…Im Jahr 2001 haben Sie das Potenzial von Active Directory erkannt, im Jahr 2008 die Bedeutung von Cloud Identity Management. Wie haben Sie sich das angeeignet, immer vorauszudenken?
Weil ich immer etwas einfacher und besser machen möchte. Da kann ich nichts dagegen tun. Diesen Drang, Dinge auszuprobieren und alles anzunehmen, habe ich ein Stück weit von meinem Großvater geerbt.
Meinen Motor hatte ich Anfang 20 entwickelt. Ich habe mir gedacht, ein Kolbenmotor ist einfach zu umständlich. Da müssen lineare Bewegungen in Kreisbewegungen verändert werden; der Wankelmotor ist ein Kreiskolbenmotor und kein Drehkolbenmotor und so weiter. Es sind manchmal einfach Dinge, die mich stören, weil sie ineffizient ablaufen. Ich sage mir: “Das muss einfacher gehen.”
Was würden Sie entwickeln oder erfinden, wenn Sie ein unbegrenztes Budget hätten?
Eine Thematik, womit ich mich beschäftige, sind Wärmepumpen. Die Idee ist, aus einer Temperaturdifferenz in der Luft Strom zu erzeugen. Bei Sonnenenergie beispielsweise, hat man ein Problem: die Sonne muss scheinen.
Der Vorteil bei so einer Apparatur ist, dass man eigentlich nur Luft braucht, die wärmer als 5 Grad Celsius ist. Damit könnte man alle Probleme lösen.
Aber da werde ich nicht mehr die Zeit dazu haben – und mir fehlt das unbegrenzte Budget!
[lacht]
Thema Corona: Was hat diese schwierige Zeit an positiven Erkenntnissen gebracht?
Es beschleunigt ganz klar die Digitalisierung. Es erhöht den Innovationsdruck auf alle: auf die Gesellschaft, auf die Unternehmen. Das heißt, es ist ein unheimlicher Druck der Veränderung entstanden und man kann der Sache nicht so richtig aus dem Weg gehen.
Das ist das Positive, aber es macht natürlich auch Angst.
Wie wird Ihrer Meinung nach die digitale Zusammenarbeit in 5 Jahren aussehen?
Technologisch sehe ich da weniger Probleme, eher gesellschaftlich. Die Gesellschaft läuft der Technologie hinter. Wir Menschen können mit sozialen Medien, mit der Digitalisierung noch nicht wirklich umgehen. Ich meine damit, wie wir das leben und anwenden.
Es erinnert mich ein bisschen an die Zeit, als der Autoverkehr aufkam. Es gab bis in die 1970er Jahre einen dramatischen Anstieg in Todesfällen im Straßenverkehr. Damals sind ca. siebenfach so viele Menschen tödlich verunglückt, wie heute. So ein bisschen ähnlich ist es mit der Digitalisierung. Wir schicken unsere Kinder auf die Straße und lassen sie überfahren, sinnbildlich.
Technologisch wird sich vieles weiterentwickeln, wir sind ja auch schon mittendrin – zum Beispiel die Fortschritte beim Thema Sprache und Übersetzungen. Ich sehe vielmehr die größte Herausforderung darin, wie wir damit gesellschaftlich umgehen. Die Technologie ist schon viel weiter, wir laufen eigentlich hinterher.
Da muss man jetzt, meiner Meinung nach, den Fokus draufsetzen; fast mehr, als auf die Technologie.
Kann die EU-Cloud GAIA-X eine Alternative zu den etablierten Cloud Providern im Bereich Identity Management werden?
Das ist eine ganz schwierige Frage. Es ist insofern eine schwierige Frage, als dass ich schon viele Jahre in der IT bin und vielfach erlebt habe, dass sich Standards nicht behauptet haben, sondern sich stattdessen de facto oder Hersteller-Standards durchgesetzt haben.
Prinzipiell ist es von der Grundidee her richtig, aber nach meiner Einschätzung ist es zu bürokratisch aufgezogen. Man packt zu viel hinein. Würde man es vielleicht nur auf ein Directory fokussieren, welches sicher ist und nur Anwendungen und Identitäten dranhängen, und sonst gar nichts, wäre vielleicht geholfen.
Meiner Meinung nach sprechen zu viele mit, es wird zu viel hineininterpretiert und am Ende, befürchte ich, wird nichts daraus werden.
Welche Innovation der letzten 20 Jahre hat Sie am meisten überrascht?
Die gesellschaftlichen Auswirkungen der sozialen Netzwerke.
1995 hatte ich in meinem Buch von dem Thema einer eindeutigen Identität geschrieben. Ich hatte das damals eher vorteilhaft beschrieben: wenn ich beispielsweise einkaufen gehe, dann brauche ich nicht drei Karten, sondern nur eine. Dass das sozial irgendwelche Auswirkungen hat, dass Datenklau begangen wird, dass man Leute damit manipuliert, das habe ich nicht vorhergesehen.
Also zusammengefasst: die sozialen Medien und die Auswirkungen der Technologien, diese Entwicklung hätte ich mir so nicht vorgestellt.
Welche Herausforderungen wird es in der IT in der Zukunft zu meistern geben?
Einmal, dass die Veränderungsgeschwindigkeit sehr hoch ist und zweitens, dass der Mensch nicht hinterherkommt, auch technologisch nicht.
Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften eines guten Unternehmensführers?
Grundsätzlich muss er den Willen haben, das Unternehmen positiv voranzutreiben. Und er sollte sich mit seinen Kunden und mit seinen Mitarbeitern verstehen.
Was ist Ihre Zukunftsvision für die FirstAttribute?
Ganz klar unser neuer Service my-IAM.
Ich sage gern: “schneller, sicherer und geregelt”. Also, dass wir einerseits mit unserem Service das digitale Arbeiten vereinfachen und andererseits die Anwender vor Gefahren schützen.
Zum Schluss noch eine Bonusfrage: Gibt es eine Person (lebend oder auch nicht), die Sie in Ihrem Tun beeinflusst oder inspiriert?
Von meiner Persönlichkeit her gibt es einige Menschen, die mich beeinflusst haben. Auf der Business-Seite stellt sich das sehr klassisch dar. [lacht]
Ich muss ganz offen sagen, dass Bill Gates mich als Person beeinflusst. Was mich beeindruckt bei Bill Gates im Speziellen, sind zum einen der Glaube an seine Visionen und gleichzeitig die Fähigkeit, einen falsch eingeschlagenen Weg zu korrigieren.
Diese Anpassungsfähigkeit, aus Fehlern zu lernen und sich zu verändern, finde ich bei ihm beeindruckend. Er hat gigantisch viele Fehler gemacht, aber ein paar Sachen hat er richtig gemacht. Wenn die Bilanz am Ende positiv ist, macht man es richtig.
[lacht]
Danke für das nette Gespräch 🙂
Lernen Sie unser freundliches und erfahrenes Team kennen und überzeugen auch Sie sich von unseren innovativen IAM-Lösungen:
FirstWare IDM-Portal – das Portal für hybrides IAM
+
my-IAM – Cloud Identity Management für MS Teams